Magyria - Das Herz Des Schattens by Lena Klassen

Magyria - Das Herz Des Schattens by Lena Klassen

Autor:Lena Klassen [Klassen, Lena]
Die sprache: deu
Format: epub
Tags: Vampir
ISBN: 9783764530440
Herausgeber: Penhaligon Verlag
veröffentlicht: 2010-01-01T23:00:00+00:00


EINUNDZWANZIG

BUDAPEST, UNGARN

Hanna wusste, dass Mattim nicht auf der Burg sein würde. Sie kannte ihn gut, besser, als er dachte. Natürlich würde er ihr ausweichen, damit es nicht wieder passierte. Zwei Tage lang hatte sie versucht, sich auf Attila zu konzentrieren und ihr schlechtes Gewissen, weil sie den Kleinen in letzter Zeit so vernachlässigt hatte, zu beruhigen. Aber schon heute merkte sie, dass sie das nicht lange durchhalten konnte. Vielleicht war Mattims Bedürfnis, sie zu sehen, wirklich nicht so groß wie ihres, vielleicht konnte er es mit viel Willensstärke schaffen, auf eine Begegnung zu verzichten. Sie konnte es jedenfalls nicht.

»Ich kriege dich schon«, sagte sie mit einem grimmigen Lächeln. Attila und Réka waren in der Schule; ein paar Stunden hatte sie, um Mattim zu finden. Früher waren ihr die Vormittage, die sie für sich selbst hatte, manchmal zu lang vorgekommen, inzwischen reichten sie kaum aus. Zum Joggen hatte sie keine Zeit. Auf der Insel würde sie ihn sowieso nicht antreffen.

Ihr Gefühl zog sie auf die andere Donauseite, nach Pest. Die Fahrt zum Keleti pályaudvar war schon fast Routine. Natürlich, er war zu Hause. Verkroch sich feige in seiner Wohnung. Sie weigerte sich, auf ihre Angst zu hören. Die Angst, dass er sie zurückweisen könnte, die Angst, dass er wieder so tun könnte, als würde er sie nicht kennen. Die Angst, dass er nie etwas anderes von ihr wollen würde als ihr Blut. Aber er hatte sie angesehen, mit einem solchen Blick … Und ein Schauspieler war er nicht. Wenn sie an den Fahrstuhl zurückdachte … Weder seine Wut noch seine Verzweiflung hatte er verbergen können.

Der Löwenkopf grinste ihr mit scharfen Fangzähnen entgegen. Schon wieder wartete sie vor der Tür und überlegte, wie sie hineingelangen sollte. Auf einmal ging die große Eingangstür ohne ihr Zutun auf, und sie stand Kunun gegenüber. Der Vampir, groß und dunkel, mit einem Blick, der imstande zu sein schien, sie zu Asche zu verbrennen. Sofort begannen ihre Knie zu zittern, und alle Worte erstarben ihr auf der Zunge.

»Was tust du hier - Hanna?«, sagte er, mit einer Stimme, die der Schönheit seines Gesichts in nichts nachstand.

Instinktiv trat sie ein paar Schritte zurück. Das Herz schlug ihr bis zum Hals, es begann zu rasen, und in ihr schrie ein Teil ihrer selbst auf, jener Teil, der keiner Vernunft zugänglich war, dem es gleich war, dass sie sich mitten in einer Stadt befand, am helllichten Tag, dass Menschen an ihr vorübergingen und Kunun ihr gar nichts antun konnte. Dieser Teil in ihr, der so laut schrie, dass sie nichts anderes mehr wahrnehmen konnte: Das ist der Kerl, der dich in die Falle gelockt hat! Das ist der Kerl, der dich in einen Käfig gesperrt hat, zusammen mit Mattim. Das ist der Jäger! Flieh! Das ist der Jäger, dreh dich um und renn um dein Leben!

Hanna wich noch einen Schritt zurück, und obwohl die Vernunft ihr gebot: Tu so, als wüsstest du nicht, wer und was er ist, kam sie nicht an gegen den Instinkt, der sie zur Flucht trieb, der sie zu einem kleinen, winselnden Beutetier machte, das sein Leben retten wollte.



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